Quo Vadis“

von | Sep 21, 2020 | Kunst | 0 Kommentare

Wohin gehst Du auf die­sen stäm­mi­gen Bein­chen? Was ist pas­siert, Trabant?
Der Tra­bi roll­te einst durch die­se Stra­ßen, nun steht er auf gro­ßen Füßen vor dem bran­den­bur­gi­schen Land­tag und erin­nert uns.
„Deutsch­land ist eins: vie­les!” Wir fei­ern der­zeit 30 Jah­re Fried­li­che Revo­lu­ti­on und Deut­sche Ein­heit. In der Pots­da­mer Innen­stadt gibt es viel zu ent­de­cken und zu lesen. Vor der Rin­ger­ko­lon­na­de am Land­tag steht der mas­si­ge, bron­ze­far­be­ne Tra­bi auf Stahlbeinen.
Der tsche­chi­sche Akti­ons­künst­ler David Černý hat den Rie­sen­tra­bi auf Bei­nen 1990 in nur zehn Tagen in sei­nem Vor­gar­ten geschaf­fen. Er woll­te damit an die vie­len DDR-Bür­ger erin­nern, die im Spät­som­mer 1989 über Prag nach West­deutsch­land geflüch­tet waren. Der Künst­ler stell­te sein Werk in der Nacht zum 1. Juli 1990, als die Währungs‑, Wirt­schafts- und Sozi­al­uni­on zwi­schen den bei­den deut­schen Staa­ten in Kraft trat, auf dem Alt­städ­ter Ring in Prag auf.
Der Tra­bant, ein klei­ner, unbe­que­mer, lau­ter, aber treu­er Weg­ge­fähr­te hat­te vie­le der geflüch­te­ten DDR-Bür­ger 1989 nach Prag gebracht. Die Pra­ger Innen­stadt muss voll von zurück­ge­las­se­nen Tra­bis, mit offe­nen Türen und ste­cken­den Schlüs­seln gewe­sen sein. Die Men­schen lie­ßen ihr altes Leben und ihre Autos zurück und hoff­ten auf einen Neu­start in West­deutsch­land. Ein sehr ein­drucks­vol­les Bild – es inspi­rier­te Černý zu „Quo Vadis“.
Sie woll­ten ihrem Aus­rei­se­wil­len durch die Beset­zung der west­deut­sche Bot­schaft Nach­druck ver­lei­hen. Der ehe­ma­li­ge Außen­mi­nis­ter Hans-Diet­rich Gen­scher bestä­tig­te mit sei­nen im Begeis­te­rungs­sturm unter­ge­hen­den, legen­dä­ren Wor­ten, vom Bal­kon der Pra­ger Bot­schaft aus, die Aus­rei­se der 5000 DDR-Bür­ger. Es war der Schritt in die Frei­heit für all die Geflüch­te­ten in der Bot­schaft und ein gewal­ti­ger Schritt in Rich­tung Wiedervereinigung.
Ein Bron­ze­ab­guss des Tra­bis auf Bei­nen erin­nert im Gar­ten der deut­schen Bot­schaft in Prag an die­ses Ereig­nis. Das Ori­gi­nal aus Kunst­stoff und Metall, mit Glas­fa­ser­ge­we­be umman­telt, gehört zum Bestand des Zeit­ge­schicht­li­chen Forums Leipzig.

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