Wohin gehst Du auf diesen stämmigen Beinchen? Was ist passiert, Trabant?
Der Trabi rollte einst durch diese Straßen, nun steht er auf großen Füßen vor dem brandenburgischen Landtag und erinnert uns.
„Deutschland ist eins: vieles!” Wir feiern derzeit 30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit. In der Potsdamer Innenstadt gibt es viel zu entdecken und zu lesen. Vor der Ringerkolonnade am Landtag steht der massige, bronzefarbene Trabi auf Stahlbeinen.
Der tschechische Aktionskünstler David Černý hat den Riesentrabi auf Beinen 1990 in nur zehn Tagen in seinem Vorgarten geschaffen. Er wollte damit an die vielen DDR-Bürger erinnern, die im Spätsommer 1989 über Prag nach Westdeutschland geflüchtet waren. Der Künstler stellte sein Werk in der Nacht zum 1. Juli 1990, als die Währungs‑, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen den beiden deutschen Staaten in Kraft trat, auf dem Altstädter Ring in Prag auf.
Der Trabant, ein kleiner, unbequemer, lauter, aber treuer Weggefährte hatte viele der geflüchteten DDR-Bürger 1989 nach Prag gebracht. Die Prager Innenstadt muss voll von zurückgelassenen Trabis, mit offenen Türen und steckenden Schlüsseln gewesen sein. Die Menschen ließen ihr altes Leben und ihre Autos zurück und hofften auf einen Neustart in Westdeutschland. Ein sehr eindrucksvolles Bild – es inspirierte Černý zu „Quo Vadis“.
Sie wollten ihrem Ausreisewillen durch die Besetzung der westdeutsche Botschaft Nachdruck verleihen. Der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher bestätigte mit seinen im Begeisterungssturm untergehenden, legendären Worten, vom Balkon der Prager Botschaft aus, die Ausreise der 5000 DDR-Bürger. Es war der Schritt in die Freiheit für all die Geflüchteten in der Botschaft und ein gewaltiger Schritt in Richtung Wiedervereinigung.
Ein Bronzeabguss des Trabis auf Beinen erinnert im Garten der deutschen Botschaft in Prag an dieses Ereignis. Das Original aus Kunststoff und Metall, mit Glasfasergewebe ummantelt, gehört zum Bestand des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig.
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