Haa­ri­ge Zeiten

von | Feb 6, 2021 | Texte | 0 Kommentare

In den Köp­fen herrscht Unord­nung und die­se spie­gelt sich im Äuße­ren wider. Mein Sohn, ein hüb­scher klei­ner Kerl, sieht aus wie ich in den 70ern – Wild­wuchs mit schie­fem Pony. Ich fin­de es steht ihm! Für das schie­fe Pony bin ich ver­ant­wort­lich, hät­te ich damals doch nur etwas Ver­nünf­ti­ges gelernt … kei­ne Ahnung war­um ich nicht ein soli­des Hand­werk erlernt habe? Ich bin nicht unge­schickt mit der Sche­re, im Gegen­teil und Vor­bil­der gab es in der Familie.
Ich habe zwei Tan­ten, die Fri­seu­rin gelernt hat­ten, also Fri­seu­sen waren, so sag­te man damals noch. Die eine ver­wöhn­te ihre Kun­den zeit ihres Arbeits­le­bens im ‘Salon Rosa­ly’ und die ande­re in ihrer gemüt­li­chen Küche. Wozu also Geld aus­ge­ben, wenn die Bei­den sich gern um das haa­ri­ge Wohl der gro­ßen, wirk­lich sehr gro­ßen, Fami­lie küm­mer­ten? Solan­ge man in der Nähe war oder ein Schnitt zwei Mal im Jahr genüg­te, muss­te man kei­nen Fri­seur­sa­lon auf­su­chen. Ein Anruf bei der Tan­te genüg­te und die Mäh­ne wur­de gestutzt. Das Ergeb­nis war nicht immer so, wie man es sich gewünscht hat … Ich dach­te frü­her immer, das ist halt so! Mei­ne Tan­ten haben eben einen star­ken eige­nen Wil­len bzw. krea­ti­ven Aus­druck, aber das scheint, wie ich spä­ter her­aus­fand, auf die meis­ten Fri­seu­re zuzu­tref­fen: Ich war in Chi­ca­go mit 19 Jah­ren das ers­te Mal beim Fri­seur. Da konn­te ich nicht anders … Die Dame war nach dem Waschen und Schnei­den min­des­tens eine hal­be Stun­de bemüht, mir mei­ne Locken her­aus zu föh­nen. Aus eige­nem Antrieb — ich hat­te sie nicht dar­um gebeten!
Lei­der woh­nen bei­de Tan­ten viel zu weit weg, um uns wenigs­tens äußer­lich wie­der in Ord­nung zu brin­gen. Wenn die Fri­seu­re noch län­ger geschlos­sen blei­ben und das Rei­sen wei­ter­hin so ungern gese­hen wird, wer­de ich pro­blem­los, sehr bald als die Oma von der süßen Klei­nen durch­ge­hen. Tja, da muss ich der Wahr­heit wohl ins Auge sehen und in die­sen haa­ri­gen Zei­ten wei­ter an mei­nen inne­ren Wer­ten arbeiten!

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