In den Köpfen herrscht Unordnung und diese spiegelt sich im Äußeren wider. Mein Sohn, ein hübscher kleiner Kerl, sieht aus wie ich in den 70ern – Wildwuchs mit schiefem Pony. Ich finde es steht ihm! Für das schiefe Pony bin ich verantwortlich, hätte ich damals doch nur etwas Vernünftiges gelernt … keine Ahnung warum ich nicht ein solides Handwerk erlernt habe? Ich bin nicht ungeschickt mit der Schere, im Gegenteil und Vorbilder gab es in der Familie.
Ich habe zwei Tanten, die Friseurin gelernt hatten, also Friseusen waren, so sagte man damals noch. Die eine verwöhnte ihre Kunden zeit ihres Arbeitslebens im ‘Salon Rosaly’ und die andere in ihrer gemütlichen Küche. Wozu also Geld ausgeben, wenn die Beiden sich gern um das haarige Wohl der großen, wirklich sehr großen, Familie kümmerten? Solange man in der Nähe war oder ein Schnitt zwei Mal im Jahr genügte, musste man keinen Friseursalon aufsuchen. Ein Anruf bei der Tante genügte und die Mähne wurde gestutzt. Das Ergebnis war nicht immer so, wie man es sich gewünscht hat … Ich dachte früher immer, das ist halt so! Meine Tanten haben eben einen starken eigenen Willen bzw. kreativen Ausdruck, aber das scheint, wie ich später herausfand, auf die meisten Friseure zuzutreffen: Ich war in Chicago mit 19 Jahren das erste Mal beim Friseur. Da konnte ich nicht anders … Die Dame war nach dem Waschen und Schneiden mindestens eine halbe Stunde bemüht, mir meine Locken heraus zu föhnen. Aus eigenem Antrieb — ich hatte sie nicht darum gebeten!
Leider wohnen beide Tanten viel zu weit weg, um uns wenigstens äußerlich wieder in Ordnung zu bringen. Wenn die Friseure noch länger geschlossen bleiben und das Reisen weiterhin so ungern gesehen wird, werde ich problemlos, sehr bald als die Oma von der süßen Kleinen durchgehen. Tja, da muss ich der Wahrheit wohl ins Auge sehen und in diesen haarigen Zeiten weiter an meinen inneren Werten arbeiten!
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