Jeden Tag ein biss­chen kleiner

von | Sep 4, 2020 | Texte | 0 Kommentare

Kein Yoga, kein Schrei­ben, kein Wochen­end­aus­flug nach Güs­trow, kein Klo­pa­pier dafür aber Son­nen­schein und vie­le Anru­fe von lie­ben Men­schen, die alle mit einem – „bleib gesund“ enden.
Ein­kau­fen ist der­zeit eine skur­ri­le Ver­an­stal­tung: Man hält Abstand, kauft von allem ein biss­chen zu viel und trägt Hand­schuh, egal ob Ein­weg­plas­tik­hand­schuh, Gar­ten­hand­schuh, Woll- oder Leder­hand­schuh – der Hand­schuh avan­ciert aktu­ell zusam­men mit einem bis über die Nase gezo­ge­nen Schal zum „must have“ des besorg­ten Bürgers.
Aller­dings habe ich auch schon sehr lan­ge nicht mehr so vie­le händ­chen­hal­ten­de Men­schen und radeln­de Groß­fa­mi­li­en auf den Stra­ßen gese­hen. Man hält Zusam­men, hält sich fest. Die Zei­ten sind unsi­cher, so genau weiß kei­ner, was er mor­gen noch darf, kann, hat! Die Welt um einen her­um wird klein, klei­ner, win­zig. Umso wich­ti­ger zusam­men zu hal­ten. Auch wenn die­ser klei­ne Mist­kerl es schafft die Welt in kür­zes­ter Zeit zu ver­än­dern, Gren­zen dicht zu machen (wor­über man sich in man­chen Krei­sen tat­säch­lich freut), Men­schen zu ver­ein­zeln, so bringt er doch auch Gutes mit sich: es ent­steht hier und da Soli­da­ri­tät zwi­schen den Men­schen, man sorgt sich umein­an­der, ver­sucht zu hel­fen, muss krea­tiv wer­den (z. B. Backen ohne Tro­cken­he­fe), die Luft­ver­schmut­zung lässt schon nach und man hat plötz­lich viel Zeit zum Nach­den­ken. Nach­den­ken, dar­über wie es wohl wei­ter­geht, nicht wo der nächs­te Urlaub hin­ge­hen soll, son­dern dar­über was wirk­lich zählt.
Noch hat in Deutsch­land kei­ner einen Lager­kol­ler, die Jugend fei­ert noch … aber die all­ge­mei­ne Stim­mungs­la­ge wech­selt von dun­kel in Rich­tung düs­ter – die Angst geht um. Angst vor dem Virus, vor Anste­ckung, vor Iso­la­ti­on, Exis­tenz­angst, Zukunfts­angst, Ver­än­de­rung! Panik auf dem Klo zu sit­zen und der Rol­le dabei zuse­hen zu müs­sen, wie sie jedes Mal ein biss­chen klei­ner wird.
Bit­te lasst Euch nicht anste­cken von die­ser Panik, bleibt mensch­lich und zuver­sicht­lich! Es wird schon.

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