- Zoofreikarten. Vielen Dank! Was soll ich damit, ich hasse Zoos!
- Na, ich dachte Du kannst sie vielleicht brauchen, du machst doch öfter mal was mit Deinem kleinen Neffen …
- Ja stimmt, schon, aber muss es denn der Zoo sein?
- Du, du musst die Karten nicht nehmen, ich dachte, ich kann dir damit eine Freude machen.
- Tut mir echt leid, ich finde das wirklich nett, das Du fragst – aber als ich das letzte Mal im Zoo war, habe ich fast Depressionen bekommen. Von den Käfigen mit den großen Raubkatzen bin ich unter Tränen geflüchtet. Ich dachte, ich bin in einer großen psychiatrischen Anstalt für Tiere – dieses stumpfe auf und ab vor den Stäben, der Blick hängt irgendwo im Nichts fest – vermutlich denken die Löwen an die Steppe – vielleicht denken sie auch: „nichts wie raus hier“. Wahrscheinlich denken sie aber nach all den Jahren gar nichts mehr …
- O.k., o.k. ich verstehe, ich frage jemand anderen!
- Nein warte mal, Barbaros liebt Tiere, er würde sich bestimmt freuen! Wenn wir vielleicht die Löwen und anderen großen Raubtiere meiden …
Gib mir die Karten, ich mache es, ich schaue mir das alles noch ein mal an. Und wie gesagt, Barbaros liebt Tiere … als gute Tante muss man eben auch mal Dinge tun, die man eigentlich nicht tun würde! Wir gehen in den Zoo …
- Wenn Du meinst! Hier sind die Karten – ich wollte Dir wirklich nur eine Freude machen und Dich in keine Gewissenskonflikte stürzen.
- Schon gut und Vielen Dank für die Karten, ich werde berichten.
Dann ist es Sonntag, mein Neffe und ich machen uns auf den Weg. Aufgeregt ruft er abwechselnd „U‑Bahn fahren“ und „Tiere gucken“! Aus dem U‑Bahnfahren, das ja soooooo spannend ist und für das die Tante zuständig ist — Zuhause gibt es nämlich ein Auto — wird nichts, denn wir bekommen den Wagen.
Also rein ins Auto, ab in den Kindersitz, anschnallen, der Buggy kommt in den Kofferraum, Wickelzeug, Trinken, Obst, die Lieblingskekse und die Gummibärchen für den Notfall auf den Rücksitz!
Die Fahrt ist friedlich, einen Parkplatz finden wir auch, also dann raus aus dem Auto:
„Ja, jetzt sind wir gleich bei den Tieren.“
„Bleib hier stehen, bis ich den Buggy aus dem Kofferraum geholt habe.“ „Hier ist Deine Flasche“
„Barbaros lass die Mütze an, es ist echt zu kalt.“
„Oh, wenn die Banane runtergefallen ist, kannst Du sie nicht mehr essen.“
An der Kasse zeige ich die Freikarten vor und erfahre, dass Kinder unter zwei sowieso frei sind. Gut denke ich, umso besser, aber was mache ich jetzt mit der anderen Karte. Um diese Zeit, Sonntagvormittag – ist nicht gerade eine Schlange an der Zookasse, so dass ich niemand mit dieser Karte erfreuen kann … Was soll’s! Also auf in die künstliche Welt der Tiere. Gleich links ist das Antilopengehege an der ersten Kreuzung geht es schräg links weiter zum Affenhaus und geradeaus zu den Bären. Vor uns ziemliches Vogelgeschrei, im Wasser Enten, auf den Bäumen sitzen Vögel – die kenne ich nicht – groß sind sie und schwarz-grau, schön sind sie nicht, aber laut. Ich finde keine Tafel und wir erfahren nicht, wer da so schreit.
Barbaros will die Enten füttern. Die Enttäuschung ist groß, als er erfährt, dass diese Tiere nicht gefüttert werden dürfen, weil es hier extra Leute gibt, die den ganzen Tag nichts anderes tun als Tiere füttern. Plötzlich lehnt er sich so weit aus dem Wagen und winkt in Richtung Antilopen, bis ich merke, dass er aussteigen möchte. Eigentlich kann er sich locker soweit verständigen, aber wenn Tiere im Spiel sind, beschränkt er sich schon mal auf Körpersprache oder grunzende Laute!
„Warte, ich hohl dich ja raus. Das sind Antilopen, schau mal die eine kommt immer näher. Die wohnen sonst in Afrika.“
Die Antilope steht jetzt ganz nah am Graben, wir auf der anderen Seite. Wir schauen uns gegenseitig interessiert an. Wusstet ihr, dass Antilopen, zumindest diese, Ringelsocken tragen, eine schwarze Zunge und die schönsten Augen der Welt haben? Ihre Augen sind groß, rund, dunkel, schimmern feucht und sind umrandet von wunderbar langen Wimpern? Liebe auf den ersten Blick!
Das Wort Antilope geht nicht so leicht über eine Kinderlippe – Frau Lope schon eher. Barbaros will ihr einen seiner Lieblingskekse schenken, was in Anbetracht des Grabens nicht so einfach ist! Zuerst rief er immer: „Komm her, komm her“, bevor er wohl dachte, wenn die nicht kommt, gehe ich zu ihr. Ich hatte das aber im Griff, der Keks wurde nicht geteilt, sondern fiel in den Graben – besser als das Kind – denn Kekse haben wir noch jede Menge!
Kind und Frau Lope schauen sich sehr traurig an und sind nur mit der Aussicht auf tobende Affen voneinander loszueisen.
Tschüss Frau Lope, wir kommen wieder, sobald wir die Affen gesehen, die Seehunde dressiert, die Ziegen gestreichelt, ein Eis gegessen, von der Schaukel gefallen, am Nilpferdbassin entlang gerannt, fast ins Biberbecken gefallen sind, den Elefanten pinkeln gesehen, vor Müdigkeit geweint haben und mit Gummibärchen bei der Stange gehalten wurden, denn schließlich müssen wir hier wieder raus … Also Frau Lope bis später und lauf nicht weg! Sie begleitete uns noch soweit das Gehege dies zulies.
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